Friday, May 25, 2012

TWEEN TEENS COMPETING IN A HANDKE READING CONTEST


Das Maerchen "Lucie", Handke's zweite Tochter, Loacadie gewidmet, und von Handke's
Friedens-Pilzen handelnd ist wohl als Maerchen fuer Jugendliche geeignet. Dagegenhin, kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand mit LINKSHAENDIGE FRAU anfangen kann, ausser er oder sie had  tiefe Erfahrungen mit der Ehe. Als Amerikanische Uebersetzer von Handke's HILFERUFE freue ich mich, dass einer der Studenten so gescheit wahr dieses grossartige Stueck auszuerwaehlen. TWEEN TEENS COMPETING IN A HANDKE READING CONTEST

Erlesenes Fest auf den Spuren Peter Handkes

Das 6. Griffner Lesefest konnte gestern eine Teilnehmerin aus Ferlach für sich entscheiden. Ein Vortrag mit Einsatz von Musik überraschte die Jury
Peter Handke von Schülern gelesen ist ein waghalsiges Unterfangen, würde sich ein Erwachsener denken. Dem ist nicht so: Überrascht musste gestern die Jury des 6. Griffner Schülerlesefestes im Kulturzentrum feststellen, wie souverän und beeindruckend die Schüler ihre vorbereiteten Textauszüge vor einem großen Publikum vortrugen.
Somit darf auch Peter Handkes Motto zum Lesefest mit "Muss ich lesen? Soll ich lesen? Darf ich lesen?" mit dem Selbstverständnis "Ich lese!" erweitert werden. "Sprache ist für mich auch Ausdruck der Seele und Handke ist Meister der Seelenbeschreibung" leitete Organisatorin Isolde Fellner-Wröhlich das mit Spannung erwartete Wettlesen ein - mit Applaus des Publikums, der als Gruß und Bekundung der Wertschätzung für Peter Handke galt.
Der Schriftsteller feiert heuer seinen 70. Geburtstag. Zum Auftakt der Feierlichkeiten in Griffen stellten sich zehn Schülerinnen und Schüler der Hauptschulen aus den Bezirken Klagenfurt Stadt und Land, Wolfsberg und Völkermarkt mit Leseproben von Handkes Werken einer hochkarätigen Jury, bestehend aus Helmut Zechner, Geschäftsführer der Klagenfurter Buchhandlung Heyn, Fabjan Hafner, Leiter des Musil-Instituts Klagenfurt und Biograf von Peter Handke sowie Uschi Ogris-Loigge, Leiterin der Kulturredaktion derKleinen Zeitung.
Aufgabe der Teilnehmer war es, in circa sieben Minuten sich selbst, den Autor und sein Werk vorzustellen sowie daraus eine Leseprobe zu geben. Nach zweieinhalb spannenden Stunden Lesen und zwei Pausen mit Jause einigte sich die Jury auf die Siegertexte.

Arbeit schwer gemacht

Hafner, Sprecher der Jury: "Uns ist mit dem Lesewettbewerb die Arbeit auf schöne Weise sehr schwer gemacht worden." Letztlich errang den ersten Platz im "klar mit Verstand und Gefühl" vorgebrachten Auszug aus "Lucie im Wald mit den Dingsda", die 13-jährige Alyssa Guetz von der Neuen Mittelschule Ferlach. Die Siegerin gab sich dennoch äußerst bescheiden und freut sich, "dass ich von meiner Schule ausgewählt worden bin, hier mitmachen zu dürfen".
Beeindruckt, wie souverän die Lesetexte aus "Die linkshändige Frau" von der zweitplatzierten Sabrina Müller von der Hauptschule Griffen vorgebracht wurden, zeigte sich Jurorin Ogris-Loigge. "Erkenntnisreich" für Zechner war das von den Drittplatzierten Selina Fritzl, Raffaela Planka und Alexander Rampitsch (Musikhauptschule Wolfsberg) mit Musik vorgebrachte Sprechstück "Hilferuf". Zechner: "Wusste bis dato nicht, ob eingespielte Musik zum Lesen dazugehört. Nun bin ich des Besseren belehrt worden: Ja!"

Sunday, May 6, 2012

HANDKE INTERVIEW RE FRANCE, SARKOZY, HOLLANDE ETC

  Here is another interview of about the same date
in May in Die Zeit. Here is just the link:
http://www.zeit.de/2012/19/Gespraech-Handke-Bondy/seite-1

Handke über Frankreich: Der stille Amoklauf der Verlorenen

Europa blickt am Sonntag nach Frankreich, das seinen Präsidenten wählt. Peter Handke lebt hier seit 22 Jahren. Wir trafen den Schriftsteller und sprachen mit ihm über Sarkozy, Hollande, den Aufschrei der Verzagten und den verblichenen Traum von Größe.
Peter Handke lebt seit 22 Jahren in Frankreich
Foto © APPeter Handke lebt seit 22 Jahren in Frankreich
Peter Handke wirkt müde. Er hat sich ein Fahrrad gekauft und ist damit hundert Kilometer durch die Picardie im Norden Frankreichs gefahren. Es ist eine sanft geschwungene Hügellandschaft - viele kleine romanische Kirchen und weite Rapsfelder. Er mag es, wenn der Sommer naht, sagt Handke.
Am Vormittag hat es in Chaville bei Paris geregnet, jetzt bricht die Sonne durch. Der Dichter lädt die Gäste ein, am alten Holztisch im Garten Platz zu nehmen. Am Abend zuvor war er in der kleinen heruntergekommenen Bar unten am Eck, die ein alter vereinsamter Algerier betreibt, und hat sich das Fernsehduell zwischen Nicolas Sarkozy und François Hollande angeschaut.
Wie empfinden Sie Sarkozy und Hollande?
PETER HANDKE: Sarkozy hat in den vergangenen Jahren an Statur gewonnen und an Reife. Man spürt die Erfahrung, eine gewisse Musikalität der Macht. Er hat sich gewandelt. Auch die Stimme ist anders geworden und der Blick. Und auch eine gewisse Traurigkeit und Ironie der Macht sieht man bei ihm.
Würden Sie ihn wählen?
HANDKE: Ich würde ihn nie wählen. Auch, weil er einen Krieg gemacht hat gegen Libyen.
Und Hollande?
HANDKE: Bei dem habe ich überhaupt kein Gefühl. Ich habe nur Abwehr. Das ist ein Mensch, der Sozialist spielt. Der wirkt so, als säße er vor dem Spiegel und redete sich selbst an. Der sieht niemand anderen. Ein seltsamer neuer Sozialist, für den es den anderen gar nicht mehr gibt. Bei Sarkozy dagegen kann man sich was vorstellen.
Was denn?
HANDKE: Ich stelle mir ganz gerne vor, wie er mit seiner Carla im Bett liegt, er so klein und sie so groß. Bei Hollande kann man sich überhaupt nichts vorstellen an Leben. Bei Hollande, da hängen so wie bei mir fast schon die Augenwinkel herunter. Das ist kein Mensch. Der funktioniert einfach gut. Aber was ist seine Vision von der Gesellschaft, vom Menschen?
Hollande will einen starken, fürsorgenden Staat.
HANDKE: Mit Vision ist eine Poesie verbunden. Wo ist seine Poesie? Wenn er die Stimme erhebt, fängt er zu krächzen an. Seine Gesten erinnern an eine Vogelscheuche. Er ist wie ein seltsamer Vogel und die Vogelscheuche in einem. Er ist aber sehr geistesgegenwärtig. Nur Geistesgegenwart ist überhaupt nicht das Gleiche wie Geist. Hollande ist sehr funktionell. Bei Sarkozy spürt man dagegen, vielleicht durch die Besorgnis, irgendeine Art von Leben, von unterirdischem Leben. Da ist etwas dazugekommen, das durchdringt und nur sein kann, wenn man es schon immer hatte: eine Seele.
Warum sind die Franzosen seiner dann so überdrüssig?
HANDKE: Die Franzosen sind Jakobiner. Das kommt aus der Revolution. Die möchten immer jemanden niedertreten. Das ist nicht einmal politisch, sondern etwas Furchtbares, Archetypisches. Den König getötet zu haben, daraus bezieht eine gewisse Masse noch immer ihren Stolz: Wir haben einen König erledigt. Diese Wollust spürt man bis heute.
Uns überrascht, wie hart Sie über Hollande urteilen. Immerhin sind ihm viele zugetan.
HANDKE: Die sind ihm überhaupt nicht zugetan. Die denken, das ist ein Hampelmann. Schon wie er schaut. Er spielt den Tribun, den Massenbeweger.
Tun das nicht beide?
HANDKE: Ein guter Schauspieler, der spielt, spielt etwas Wahres, der spielt irgendetwas vom Menschen mit. Das tut Sarkozy. Bei Hollande spielt nichts mit von einem Menschen. Der spielt nur den Spieler.
Gab es französische Präsidenten, die Sie beeindruckt haben?
HANDKE: Vielleicht De Gaulle. Der hatte eine Geschichte, der ist als General in eine Geschichte hineingeraten, der er standgehalten hat.
Und Mitterrand?
HANDKE: Eine einbalsamierte Figur. So wie Lenin am Roten Platz. Der ist nichts als ein Schlaumeier gewesen. Ein Marionettenspieler, der wusste, wie er die Fäden ziehen muss. Ein Zyniker, der als Innenminister im Algerienkrieg kommunistische Widerstandskämpfer hat hinrichten lassen. Dass wird nie verzeihen werden. Aber die Macht ist halt Shakespeare. Jeder Politiker ist ein Killer.
Sie diabolisieren.
HANDKE: Nein, Politiker müssen killen. Selbst ein kleiner Bürgermeister muss killen. Der muss Feinde haben.
Wenn Sie so reden: Was ist Ihr Ideal eines Politikers?
HANDKE: Er muss aus der Situation, aus dem Problem heraus sprechen, aus seiner Freude, seinem Enthusiasmus, auch aus seinem Kummer, seiner Wut.
Sechs Millionen Franzosen haben im ersten Wahlgang für Marine Le Pen und die äußerste Rechte gestimmt. Das sind doch nicht alle Neonazis. Was macht diese Leute so empfänglich für die Feindbilder, das Ressentiment, das Antieuropäische?
HANDKE: Der Zuspruch kommt zu einem erheblichen Teil aus einer Bitternis, aus Hilflosigkeit, aus einem "Ich-Weiß-Nicht-Mehr-Was-Tun".
Bitternis worüber?
HANDKE: Dass sich niemand um sie kümmert. In Lothringen im Osten sind alle Stahlarbeiter verschwunden. Die Arbeitslosigkeit ist gewaltig. Ein Viertel der Arbeiter, die immer Sozialisten oder Kommunisten waren, wollen jetzt ein Zeichen setzen, obwohl das Zeichen überhaupt keinen Sinn hat. Das wissen die auch selber. Das sage ich jetzt nicht als so genannter Kommentator als Arschloch. Das ist fast ein physikalischer Impuls von diesen Leuten. Die sagen Nein. Die haben vielleicht sogar eine Idee von Frankreich. Sie sagen: "Ich habe meinen Garten". So ein Schrebergarten ist ja nicht nur eine Dummheit. Das ist ja etwas Gewaltiges, Schönes. Das muss man nicht verächtlich machen. Die sagen also: "Jetzt bin ich umgeben von Leuten, die nichts zu tun haben, mit meiner Landschaft, wo ich als Kind war, wo ich vielleicht gebräutelt habe", wie man auf Österreichisch sagt.
Aber sind nicht auch die Zugewanderten Verlorene?
HANDKE: Das ist eine tragische Geschichte. Ich mag die Zugewanderten. Die aus Afrika kommen, die Stromableser, Automechaniker und Installateure. Die sind wie mein Wirt am Eck oft vierzig Jahre hier und dürfen noch immer nicht wählen. Schwierig sind die Jungen, die Nachkömmlinge. Die machen Krach. Lärm ist Aggression. Den anderen gibt es nicht. Einfach verloren sein im eigenen Land, bei den eigenen Vorfahren. Das ist ja nicht ganz ohne, Vorfahren zu haben: Wo ich herkomme, wo diese Linien der Landschaft gehen, oder der Horizont. Und den Horizont gibt es nicht mehr. Der Horizont ist versperrt von Lärm und Missachtung. Dann wähle ich mit einem gewissen Kummer oder aus Wut oder Ratlosigkeit diese Marine Le Pen.
Man wählt das Verfemte?
HANDKE: Ja, gerade das Verbotene. Das ist eine Art stiller Amoklauf der Verlorenen. Der führt natürlich zu nichts.
Wie passt diese düstere Grundstimmung, die Sie da beschreiben, zum stolzen Selbstbild Frankreichs?
HANDKE: Dieser Stolz, worauf soll der beruhen? Das ist ein verblichener Traum.
HANDKE: Überall, wo man hinfährt. Jedes Dorf ist groß. Das
hat aber nichts mit Kriegerdenkmälern zu tun, sondern mit dem Bauerntum, mit der Vielfalt von Baum- und Erdfrüchten. Frankreich ist seelisch ein Fruchtland.
Wo wird dieses bäuerliche Frankreich, das Sie preisen, für Sie besonders greifbar?
HANDKE: Wir sind hier nur zwei Kilometer von Versailles entfernt, nach Versailles fangen sofort die Äcker und Fruchtgärten an. Heute ist natürlich alles fragmentiert und Brüssel bestimmt, was wo angebaut wird. Aber allein, wie jetzt über den Äckern die Lerchen anfangen zu steigen, in verschiedenen Etagen: Gibt es das in Österreich? Fünf Kilometer vor Paris, das ist ein Zeichen. Lerchen sind dort, wo etwas wächst. Nicht Unkraut. Fruchtbares. Bis Rennes, bis ans Meer, bis in die Bretagne, bis Quimper oder Lorient: überall Lerchen. Und überall Wälder von Edelkastanien. Das ist Fruchtland, altes Königsland. Man könnte das Volk noch heute bei einer Hungersnot ernähren. Ganz Frankreich ist durchflochten von Essbarem.
Spüren Sie die Kraft des Landes auch bei den Leuten?
HANDKE: Nein, auf dem Land ist da eher große Verzagtheit. Jedes Mal, wenn ich aufs Land fahre, ist wieder eine Bäckerei zu, oder eine Bar. Jedes Mal ein anderes Geschäft. Und überall steht: "Zu verkaufen". Die Pariser ziehen hin und nehmen die Sachen aus den Supermärkten mit. Manchmal denke ich mir: Vielleicht kommt ja alles wieder zurück. Dass die Städter aufhören, auf dem Land Städter zu spielen und Gentlemenfarmer. Dass sie sich wirklich kümmern um jeden Moment von Boden. Bei jedem Wind und bei jedem Wetter.
Sie leben jetzt bald ein Vierteljahrhundert in diesem Land. Wie sehr hat Frankreich Sie geprägt?
HANDKE: Das müssen Sie mir sagen. Ich weiß es nicht.
Erkennen Sie gar nichts Französisches an sich?
HANDKE: Nein, ich bin Österreicher. Ich möchte nicht Franzose sein. Ich bin ein Zugewanderter. Und ich versuche auch, die Bescheidenheit eines Zugewanderten zu behalten. Aber gerade die Zugewanderten legen dann oft besonders los, wenn ihnen etwas nicht passt.
Sie auch?
HANDKE: Ich auch.
Was passt Ihnen nicht?
HANDKE: Vieles.
Was hält Sie hier?
HANDKE: Meine Enklave, wie ich das nenne. Die Verantwortung für den Flecken Erde, den ich nicht verkommen lassen möchte, für das Haus, das ich gerne habe. Für die Leute, die es gebaut haben. Allein wenn ich das Stiegenhaus anschaue: Wie das gedrechselt ist. Ich habe eine große Achtung davor, auch vor dem Abgesplitterten.
Und der Garten?
HANDKE: Da habe ich weniger Achtung, weil der ist von mir. Verantwortlich fühle ich mich aber auch für den Wald, die Wälder hier. Wenn Leute hier lärmen und herumballern, dann gehe ich sogar als Auswärtiger und Zugewanderter auf sie zu und sage: Haut ab!
Der Sheriff von Chaville?
HANDKE: Ja, wäre ich gerne. Hilfssheriff.
Hauen sie dann ab?
HANDKE: Ich sage denen, das ist Wald hier. Das sind königliche Wälder.
Und dann halten die Störenfriede inne und gehen?
HANDKE: Natürlich nicht. Aber für einen Moment, für zwei Sekunden sind sie still. Und dann geht es noch lauter los.
Was mögen Sie noch an Frankreich, wenn Sie Ihre Enklave hinter sich lassen?
HANDKE: Die Kreuzwege in den Wäldern, die sich wie Sterne treffen. Man geht und geht und sieht die Horizonte. Ich mag das Licht hier, das Licht der Île-de-France, den Himmel. Ich mag auch, wie Paris gebaut ist. Dass die Straßen bis an den Stadtrand hinaus gehen und man die hintersten Hügel sieht. Ich mag die Regionen, die Bretagne, das Languedoc, die Normandie, die Provence und Burgund. Das ist etwas anderes als Hessen oder Bayern. Sogar Lothringen! Allein das französische Wort dafür: Lorraine. Da macht die Geschichte die Hügel zusätzlich schwingen. Frankreich ist schon ein großes Land! Was da auch an Schriftstellern war: Montaigne, Rabelais, Molière, die herrlichen Komödien von Molière! Und Marivaux! Was für eine Anmut! Was für eine Lässigkeit!
Sie sprechen von der Natur und von Toten, wenn Sie über Ihr Frankreich reden. Was ist mit den Lebenden. Meiden Sie die?
HANDKE: Ich bin nicht gegen Menschen. Ich mag die Gemeinschaft. Ich mag die einfachen Leute. Aber wenn man unter zu vielen Menschen ist, sieht man nichts. Natürlich gibt es die Passanten auf der Straße. Schon ihre Silhouetten sind schön in Frankreich, sind eleganter als anderswo. Auch die Frauen. Das ist natürlich alles verlogen. Aber es ist eine schöne Lüge.
Was ist anders an den Frauen?
HANDKE: Die Art, wie sie reden und sich bewegen. Diese Erdenschwere ist nicht da, die man manchmal aus Mitteleuropa kennt. Dafür kann man bei uns diese Mozartsche und Schubertsche Anmut bei Frauen beobachten. Das ist auch wieder rührend. Im Salzburger Land, in Kärnten, überall sind die Frauen andhandke-ueber-frankreich-stille-amoklauf-verlorenen.story?seite=2ers. Hier in Frankreich spielen die Mädchen sehr früh Frau. Manchmal kann es einen ärgern, manchmal kann es einen rühren, entflammen auch. Als Älteren.
Werden Sie bleiben?
HANDKE: Wo soll ich denn hin?
INTERVIEW: HUBERT PATTERER, STEFAN WINKLER

Thursday, May 3, 2012

Luc Bondy und Peter Handke Plaudern...


Presseschau vom 3. Mai 2012 – Luc Bondy und Peter Handke plaudern in der ZEIT aus ihrem Leben

Erfinden und Erleben
3. Mai 2012. Seit den 1960er Jahren sind Luc Bondy und Peter Handke miteinander befreundet. Aber noch nie hat der Theaterreluc-bondy-und-peter-handke-plaudern-in-der-zeit-aus-ihrem-leben&catid=242:presseschau&Itemid=115gisseur einen Handke-Text uraufgeführt. Dies wird sich am 15. Mai mit "Die schönen Tage von Aranjuez" bei den Wiener Festwochen ändern. Aus diesem Anlass traf Peter Kümmel von der Zeit (3.5.2012) die beiden Künstler in der Pariser Wohnung von Luc Bondy zum Gespräch, besser: zur Plauderei.
Sie sinnieren über die Vorzüge der Schwermütigkeit, den Anteil Kind im Manne (bezogen auf sich selbst) und über den von Handke etwas erratisch stehen gelassenen Satz eines Vorksokratikers: "Der nicht leidende Mensch bleibt nicht Kind". Es geht um die Hoddie-Mode, also die Kapuzenshirts tendenziell junger Vorstadtmänner (Handke: "Manchmal haben die Kapuzenmänner ganz zarte Gesichter; man muss nur die Profillinien sehen und ist total besänftigt...") und um die abgewandten Gesten insbesondere moderner Frauen, die Handke auch in seinen Stücken thematisiere. Handke: "(M)ir kommt es schon so vor, dass sich das verschärft hat, die Härte, die Leere der Blicke, die Verkapptheit der Menschen".
Zum israel-kritischen Gedicht von Günter Grass, der – wie Kümmel bemerkt – damit Handke als "Schriftsteller, der sich ins Abseits begeben hat, abgelöst habe, gibt's zunächst Humoriges. Während Bondy mit Vehemenz das Grass'sche Gedicht als "pauschal und ideologisch" abwatscht, bekennt Handke, "Ich kenne es gar nicht", ehe er in alten Zeiten schwelgt: "Was war Grass noch für ein Dichter, als er in Princeton dieses Vorfrühlingsgedicht vorlas, das war damals auf der Tagung der Gruppe 47, dieses Gedicht endet ungefähr so: Puppe, zieh dich aus." Und weiter: "Das war im April, und es war zu Zeiten, als Grass noch ein starker Körper war. Vom Geist her war bei ihm ja nie viel los, aber auch Körper kann Geist sein. Entschuldigung."
Plötzlich wird es aber doch kontrovers, und während Bondy den Rechtsstaat Israel und seine öffentliche Diskussionskultur gegen die Positionen des Irans verteidigt, beweist Handke ein eher beschränktes Demokratieverständnis: "Lieber Luc, diskutieren allein ist nicht alles. Israel ist eine Demokratie, aber wenn dann entschieden wird, haben die Diskutanten überhaupt nichts zu sagen." Bondy kontert: "Es gibt in Israel kein Einverständnis zwischen dem Militär, das sehr gegen jede Form von Angriff auf Iran ist, und den Regierungspolitikern, die diese Möglichkeit erwägen – das ist ein Konflikt, der in Israel offen ausgetragen wird." Und Handke: "Darüber weißt du viel mehr als ich." Dann schleicht er sich aus dem Disput raus: "Wenn ich im Leben je ins Politisieren gekommen bin, wusste ich genau, ich hab jetzt eine Schwelle überschritten zur Idiotie."
Mit der Frage nach Humor in Handke-Stücken gibt's wieder festeren Boden unter den Füßen. Der Dichter: "Ich denke von mir oft, ich bin nicht komisch, und dann bin ich komisch." Ab jetzt werden eher Themen aus dem Nahbereich der Erfahrung gestreift. Der in Frankreich lebende Handke bekennt, er habe kein Heimweh, außer "manchmal noch nach dem Schreibtisch". Bondy und Handke erinnern sich ihrer Jugend im Internat (Bondy: "Man kann schon sagen, dass Internatsvergangenheit eine Form von Komplizenschaft stiftet"). Der Regisseur Bondy beschreibt sich als Mensch mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom ("Ich kann sehr gut proben, aber im wirklichen Leben lasse ich mich sehr leicht ablenken").
Zwei Passagen gibt es noch für Freunde der Theoriekost. Handke wendet sich gegen die "Dichotomie zwischen Dichter und Regisseur": "(A)ein Regisseur ist ein Dichter. Na ja, Peter Stein, der war nie Dichter, das kann man nicht sagen." Und Handke blockt eine  Frage zum biographischen Hintergrund in einem seiner Texte: "Das geht Sie überhaupt nichts an. (...)Manches Erfundene ist mir wahrer als das Erlebte. Manchmal weiß ich selber nicht, was erzählt und was erlebt war".
(chr)

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