Friday, November 14, 2014

Anna Kinder's Handke Buch

Zu kaum einem deutschsprachigen Autor der Gegenwart wird derart viel publiziert wie zu Handke. Nicht die literaturwissenschaftliche Forschung allein, auch die Kanonisierung des Autors, seine Strategie zur Archivierung seines Vor- und Nachlasses und die neu erschienenen biografischen Publikationen zu Handke bezeugen den Rang dieses eigenwilligen Schriftstellers 



Die Beschäftigung mit Peter Handke ist ein Politikum – und noch sehr viel mehr als das, wie der Band „Peter Handke. Stationen, Orte, Positionen“ beweist, der aus Anlass einer gleichnamigen Tagung, die 2012 im Deutschen Literaturarchiv Marbach stattfand, entstanden ist. Schon die Einleitung der Herausgeberin, Anna Kinder, macht deutlich: das Interesse liegt auf „Handke als Forschungsphänomen“. Zu kaum einem deutschsprachigen Autor der Gegenwart wird derart viel publiziert wie zu Handke. Nicht die literaturwissenschaftliche Forschung allein, auch die Kanonisierung des Autors, seine Strategie zur Archivierung seines Vor- und Nachlasses und die neu erschienenen biografischen Publikationen zu Handke bezeugen den Rang dieses eigenwilligen Schriftstellers. Die Literaturwissenschaft müsse sich dabei stets die Frage gefallen lassen, „inwieweit sie selbst in Handke`schen Duktus verfällt und sich diesen anverwandelt“. Die Autoren des vorliegenden Bandes konnten dieser Metamorphose entgehen und pflegen einen wissenschaftlichen, mit vielen Fußnoten abgesicherten Duktus, der zwar kontrastiv zu Handkes Sprache steht, aber zugleich die Poetologie des Autors begreiflich werden lässt.
In vier Oberthemen – „Poetik und Politik“, „Erfahrung und Sprache“, „Lesen und Schreiben“ sowie „Dokumentation“ – ist der Sammelband gegliedert, womit man dem ‚Phänomen‛ Handke tatsächlich gerecht wird und die Perspektive nicht auf nur einen Aspekt, wie in den öffentlichen Debatten um den Autor schon so oft geschehen, verengt.
Mit vorbildlicher Sachlichkeit geht Jürgen Brokoff in seinem Beitrag auf Handkes Texte und Positionen zum Jugoslawien-Krieg ein und zeichnet das Bild eines anfangs unsicheren, suchenden Intellektuellen, dessen Haltung sich erst „aufgrund der von Handke wahrgenommenen Struktur des Öffentlichkeitsbetriebs radikalisiert und verfestigt“. Zunächst sei Handkes umstrittenes Engagement für Serbien als eine zugegebenermaßen einseitige Medienkritik zu verstehen, wenn auch Handke selbst nicht vor der Wirkung der medialen Bilder, namentlich des serbischen Staatsfernsehens, gefeit sei und in ihnen eine Propaganda als „etwas Naturgewachsenes“ (Handke) sehen möchte. Sehr treffend beschreibt Brokoff die Verschränkung des Politischen mit dem Poetischen, was wiederum mit Realpolitik wenig zu tun hat...
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=19995

No comments:

Post a Comment

Followers

About Me

My photo
seattle, Washington, United States
MICHAEL ROLOFF http://www.facebook.com/mike.roloff1?ref=name exMember Seattle Psychoanalytic Institute and Society this LYNX will LEAP you to all my HANDKE project sites and BLOGS: http://www.roloff.freehosting.net/index.html "MAY THE FOGGY DEW BEDIAMONDIZE YOUR HOOSPRINGS!" {J. Joyce} "Sryde Lyde Myde Vorworde Vorhorde Vorborde" [von Alvensleben] contact via my website http://www.roloff.freehosting.net/index.html
Powered By Blogger